Mildlife: Chorus

Mildlife credit Tom Ross

In der Kürze liegt die Würze: Wenige Worte, dafür viel lässig groovende Musik prägen auch das neue Album der Psychedelic-Jazzrock-Band Mildlife. Funktioniert das?

von Werner Herpell

Eine Band der vielen Worte sind Mildlife nicht, dieses vor gut zehn Jahren gegründete Psychedelic-Jazz-Funk-Rock-Quartett (weitere Stil-Zuschreibungen möglich) aus Melbourne. Die ersten beiden Alben hießen kurz und bündig „Phase“ (2017) und „Automatic“ (2020), jetzt ist das ebenso knapp betitelte dritte Werk „Chorus” draußen. Und auch die Songs setzen nicht auf ambitioniert gedrechselte Wortgirlanden: „Forever“, „Yourself“, „Sunrise“, „Musica“ und „Chorus“ – erst danach stehen inkonsequenterweise mit „Future Life“ und „Return To Centaurus“ zwei etwas länglicher benannte Stücke in der Tracklist.

Reiner Klang und Rhythmus

Mildlife Chorus Album Artwork

Mildlife lassen

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in den sieben zwischen vier und knapp zehn Minuten langen „Chorus“-Songs ganz überwiegend den reinen Klang und den Rhythmus für sich sprechen – der Gesang von Kevin McDowell und seinen drei Mitstreitern (Adam Halliwell, Jim Rindfleish und Tom Shanahan) hat eher eine den Gesamtsound ausfüllende/unterstützende Bedeutung und Wirkung. Nach besonderer Tiefe in den Lyrics muss man also nicht vordringlich suchen, auch die Musik frönt der schönen Oberfläche. Aber das tut sie richtig gut, man fühlt sich durch dieses australische Quartett auch auf dessen neuer Platte wieder bestens unterhalten.

Der Mix aus Yacht-Pop-Coolness, Jazz-Funk-Geblubber, Krautrock, sphärischen Pink-Floyd-Sounds, Electro- und Disco-Grooves funktioniert auf jedem Dancefloor. Einzelne Tracks hervorzuheben ist überflüssig – „Chorus“ brilliert als dreiviertelstündiger musikalischer Trip, der im Kopf-Kino Bilder von 70er-Jahre-Trashfilmen ebenso aufruft wie die stylischen 90er/Nuller-Jahre-Krimis eines Michael Mann. Shanahans Bass tritt schön bösartig in die Eingeweide (dies ist eine Platte zum Lauthören!), Drums und Percussions von Rindfleish schieben unermüdlich an, Halliwells Gitarren und die üppigen Keyboards liefern harmonische Schlieren, eine Flöte macht ihren Job so aufdringlich wie sonst nur bei Jethro Tull (klingt aber toll).

„Step into the flow“ mit Mildlife

Mit „Automatic“ hatten Mildlife vor vier Jahren den wichtigen australischen ARIA-Prize geholt und die Top Ten der heimischen Charts erobert. „Chorus“ ist so stromlinienförmig konstruiert und produziert, dass einem über „Down under“ hinausgehenden Erfolg eigentlich nichts im Wege stehen sollte. Starkes Album – wenn man (siehe oben) nicht viel Wert auf kluge Worte legt. „Step into the flow“, empfiehlt die Album-PR. Genau. Im optimalen Fall nächsten Sommer auf einer schicken Yacht, mit einem Cocktail in der Hand.

Das Album „Chorus“ von Mildlife erscheint am 01.03.2024 bei Heavenly Recordings / PIAS. (Beitragsbild von Tom Ross)

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